Gesellschaftsdämmerung | Umbaute Zeit (IV,8)
So versteht man auch diese Aussonderungen, die ein kleiner, aber beachtlicher Teil der Bevölkerungen als Sinnbilder der wiederhergestellten, allgegenwärtigen, anonymen Gefahr ansieht und gegen die er, ganz im Sinne Hobbes', das Recht auf Gegenwehr in Anspruch nimmt: metatechnologische Implantate wie die Atomkraftwerke, eingesponnen in einen Kokon sozialtechnologischer Neuerungen, die sie absichern und ihrerseits abgesichert werden müssen. Ihre ersten Einrichter bekamen den unverminderten Schock ab, der angesichts dessen, was nachkam, zur latenten, von Fall zu Fall aufflammenden und von der Politik selbst geschickt geschürten Hysterie verflachte. Wie Technik und Massengesellschaft, so gehören Metatechnologie und Zivilgesellschaft zusammen. Die Zivilgesellschaft sieht sich als spontane Antwort der Bevölkerungen auf die Herausforderung der Metatechnologie. Aber sie ist auch ein Teil des Kokons, den die Politik um sie legt. Zivilgesellschaft ist zivile Politik. Ihre Geburt zwischen Pflastersteinen, Wasserwerfern und Schlagstöcken tradiert den Nimbus des Ungehorsams und des lässig gewaltfreien Widerstands. Das nimmt einen wunder, denn es entspricht nicht den Realitäten. Die Zivilgesellschaft ist ein Aspekt gegenwärtiger Herrschaft. Ein gehöriger Aspekt, will dem Betrachter scheinen, der, ein neuer Ödipus auf dem Weg nach Theben, sich dieser Sphinx konfrontiert sieht.
© Acta litterarum 2009