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Gesellschaftsdämmerung | Umbaute Zeit (IV,6)
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Der Staat, den Thomas Hobbes den sterblichen Gott nannte, hat den Tod seines unsterblichen Vetters eindrucksvoll überlebt. Man könnte das mit jener Schmallippigkeit, die Intelligenz gern unter Zeitgenossen zur Schau trägt, einen ›bemerkenswerten Vorgang‹ nennen. Was daran bemerkenswert ist, böte Grund genug für eine lange Erregung. Stattdessen warten sie alle auf ihre Stunde: der scheintote Gott und der quicklebendige, der beerbte Gott und der andere, dem das Erbe langsam, aber sicher über den Kopf wächst. Das alles hat Zeit. Der Staat stirbt nicht, er arrangiert sich in Übergängen. Der heutige Staat ist kein Individuum mehr, er existiert nur als Pluralität von Staaten, die, sieht man auf ihre fortgesetzten Aktivitäten, sich gegenseitig durchdringen, aufsaugen, addieren und multiplizieren. Zu den Geburtshelfern dieses Gewebes aus Identitäten gehören die einander ausschließenden und ›irgendwo‹ ineinander fließenden Ideen des Weltstaats und der Gemeinschaft souveräner, durch Zusammenarbeit und Gutwilligkeit geeinter Nationen. Beide sind heute auf unterschiedliche Weise obsolet, rapide alternde Diener einer Wirklichkeit, die sich ihrer bereitwillig zur Zeit ihres Entstehens bediente.
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