Gesellschaftsdämmerung | Vergangene Zukunft (I,5)
Vielleicht entsteht einmal aus den primären Motivlagen von
Menschen, die sich heute, an welchen Stränden auch immer, darauf
vorbereiten, in der Gesellschaft ›Verantwortung zu übernehmen‹, ein
erbitterter Widerstand gegen die durch einen hohlen religiösen
Indifferentismus abgesicherte Alterswissenschaft, der die Welt in
Erstaunen versetzt, sobald seine Zeit gekommen ist. Oder in Schrecken,
was so erstaunlich nicht wäre, da der Gedanke an künftige Schrecken den
ganzen Motivkreis erfüllt. Er wäre also gut vorbereitet durch das, was
alle schon immer empfunden und ›sich gedacht‹ haben, ohne es zu
durchdenken. Stattdessen heftet es sich an die Kursschwankungen des
öffentlichen Bewusstseins. Man möchte den Leuten raten, sich den Sinn
für die Seltsamkeit zu bewahren, dass das Eigenste so fest in
gesellschaftliche Verwahrung gegeben ist. Nur: Wer rät da und wer lässt
sich beraten? ›Die Leute wollen es so‹ – oder anders. Die Zugehörigkeit
zu einer Generation verrät sich in der Gleichförmigkeit der
Obsessionen. Diese hier denkt in Begriffen der Gesellschaft und sie
wird nicht aufhören damit, wenn sie die Altenheime bevölkert und am
Tropf zu leben beginnt. Warum auch? Es ist alles da, seltsam verstellt,
denkt der eine oder die andere, aber ist nicht alles verstellt? Ist
›Gesellschaft‹ nicht eine schöne Metapher?
© Acta litterarum 2009