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Gesellschaftsdämmerung | Vergangene Zukunft (I,16)
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Gleich, ob ›wir‹ uns entschließen, der dritten, vierten oder fünften Moderne, der Moderne danach oder der Moderne davor zu opfern – es wäre nicht schlecht, das Tabu aufzuscheuchen, nach dem es ›uns‹ und unseresgleichen dabei verlangt. Manche versuchen das Thema zu umgehen, sie beginnen bei dem Wort ›Moderne‹ zu fuchteln, als handle es sich um einen eingefressenen Irrtum, der sich mit Stumpf und Stiel ausrotten ließe, sie träumen davon, ein zweites Mal Herkules am Scheideweg spielen zu dürfen und einen anderen Weg einzuschlagen. Das ist naiv und verrät einen Willen zum Handlangertum, der zeigt, wie dürftig das intellektuelle Geschäft bisweilen sein kann. Keine Moderne ist bloß ein Irrtum, auch kein ›gnostischer‹, wie mancher mit Voegelin träumte, das ›Wissen‹ der Modernen, ihre spezifischen Weisen, sich im Besitz des Wissens zu wähnen, ihr Wahn, der die Welt verändert, schafft Realitäten, aus denen sich niemand herausziehen kann – eine Tatsache, die durch die spezifische Form des modernen Exils zwar verdunkelt, aber nicht ausradiert werden kann. Wer ins Exil geht, hält nicht die Vergangenheit fest, sondern wechselt in eine andere Gegenwart, in eine andere Dynamik, in eine andere Variante des bitteren Spiels, das Moderne heißt, seit das Wort ›Fortschritt‹ den Leuten auf der Zunge verfault. Wer Moderne sagt, wirft die Frage des Vergehens auf, die einzige von geschichtsphilosophischem Belang: Vergeht Moderne oder ist sie ›das, was bleibt‹?
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